Abschaffung der sogenannten Indizierung durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien

Eine Aufnahme von Medien in die Liste jugendgefährdender Medien durch die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien (BPjM), eine sogenannte Indizierung, erfolgt auf Antrag von Jugendministern und -ämtern und hat zur Folge, dass ein betroffenes Trägermedium in Deutschland nicht mehr beworben oder öffentlich ausgelegt und nur auf Nachfrage an Erwachsene verkauft werden darf. Betroffene Telemedien dürfen nicht im Fernsehen ausgestrahlt werden und indizierte Internetseiten werden durch das BPjM-Filtermodul oberflächlich vor deutschen Internetnutzern verborgen.  Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt treten dafür ein, diese Praxis einzustellen und bereits vorhandene Indizierungen aufzuheben.

Freude statt Frustration im Sportunterricht

Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt sind der Überzeugung, dass ein gut ausgestalteter Sportunterricht mit einer pädagogischen Akzentuierung nicht durch Vereinssport ersetzt werden kann. Vereinssport kann lediglich einen mangelhaft ausgestalteten Sportunterricht ersetzen, welcher Leistung fast ausschließlich durch körperlich-motorische Merkmale definiert und somit bei vielen Kindern und Jugendlichen für Frustration sorgt. Ein erziehender Sportunterricht lässt Kinder und Jugendliche den Wert des Sporttreibens für das eigene Leben erkennen und fördert zudem die soziale, emotionale und geistige Entwicklung. Dabei ermöglicht er allen Schülerinnen und Schülern Erfolgserlebnisse durch vielfältige Erfahrung, steigert deren Selbstwertgefühl und befähigt zur Einschätzung der eigenen Fähigkeiten. 

Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt fordern deshalb:

  • den Beschluss zur Liberalisierung des Sportunterrichts zu revidieren
  • eine individualisierte Leistungsbewertung im Sportunterricht, welche Anstrengung, Motivation und pädagogische Aspekte stärker berücksichtigt
  • frühzeitige Weiterbildungen für Lehrkräfte bei neuen Lehrplankonzepten

Batteriebusse für Sachsen-Anhalt? – Nicht in dieser Weise!

Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt fordern die Förderung von batteriebetriebenen Omnibussen auszusetzen, sollte es nicht zu massiven Verbesserungen bei diesen kommen. Die freiwerdenden Mittel können bspw. in die Erforschung besserer Antriebe investiert werden.

Die Grundlagen einer liberalen Gesundheitspolitik

Digitalisierung, Dezentralisierung und Mobilisierung

Präambel

Jeder Deutsche hat das Recht auf eine gute, umfassende und dem anerkannten Stand der Wissenschaft folgende medizinische Behandlung. Dieses Recht ist nicht vom Bundesland oder Wohnort der Patienten abhängig. Trotzdem können in Sachsen-Anhalt viele Probleme ausgemacht werden, die in der Folge zu einer schlechteren Behandlung von Patienten im ländlichen Raum führen. Dazu zählen lange Anfahrtswege zum nächsten Krankenhaus, Krankenhausschließungen, Innovationsstaus, Ärztemangel sowie der Pflegenotstand.
Um diesen Notstand zu beheben, müssen neue und mutige Schritte in Richtung Digitalisierung und Dezentralisierung gegangen werden.

 

§1 Digitalisierung

 

Die Digitalisierung schreitet immer weiter voran und durchdringt mehr und mehr Lebensbereiche der Menschen. Dies gilt auch für die medizinische Versorgung.  Hier fordern die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt eine Digitaloffensive. Gesetzliche Regulationen müssen sich auf den Bereich der konkreten Patientenbehandlung beschränken – rein privat genutzte Soft- oder Hardware (etwa Apps oder Gesundheitsarmbändern) sollen weiterhin von jedem nach eigenem Ermessen ohne Einschränkungen genutzt und dort erhobene Daten im Rahmen der bestehenden Datenschutzbestimmungen an Hersteller weitergegeben werden dürfen. Für den Bereich der Patientenbehandlung fordern wir folgende Punkte umfassen:

 

Schaffung von Rechtssicherheit

a) Für den behandelnden Arzt

Medizinrechtlich muss gemäß §630 Abs. 2 BGB jede Behandlung grundsätzlich dem Facharztstandard entsprechen. Diese Regelung ist in der telemedizinischen Behandlungspraxis nicht immer einzuhalten. In der Folge kann es zu Haftungsrisiken für den Arzt kommen. Um diese auszuschließen, muss ein gesonderter „Digital-Facharztstandard“ entwickelt werden, der dieselbe Behandlungsqualität und -sicherheit wie der reguläre Facharztstandard aufweist, allerdings auf anderem Wege zustande gekommen ist.

Dazu zählt:

  • Ärzte, die telemedizinische Leistungen erbringen möchten, müssen hierzu eine Weiterbildung absolvieren.
  • Patienten müssen über die Anforderungen telemedizinischer Behandlungen aufgeklärt werden („Informed Consent“). Bei umfassenden, auf längere Zeit angelegten Behandlungen müssen die Patienten zu Beginn der Behandlung von dem behandelnden Arzt oder einer dafür geschulten Person über die richtige Verwendung der benötigten Hard- und Software aufgeklärt und ggf. geschult werden (soweit der Patient Einfluss auf diese ausüben kann).
  • Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt begrüßen die Entwicklung eigener Leitlinien zur Telemedizin. Hier sind zügig weitere telemedizinische Leitlinien mit dem Schwerpunkt ländliche Versorgung – unter Mitwirkung zentraler Ethikkommissionen – zu erarbeiten.

 

b) Für den Patienten

Die Patienten können enorm von telemedizinischen Leistungen profitieren. Im Besonderen für Menschen in ländlichen Regionen kann Telemedizin zudem einen großen Gewinn an Lebensqualität mit sich bringen. Wichtig ist jedoch für jeden Einzelnen, dass Klarheit über seine Rechte und Pflichten und über die Datensicherheit besteht.

Dazu zählt für die Patienten:

  • Die Mitwirkungspflichten des Patienten müssen klar kommuniziert werden. Kommt der Patient diesen nicht nach, muss dies einen Abbruch der Behandlung zur Folge haben.
  • Telemedizinische Software/Hardware muss (sofern sie noch nicht dem MPG unterfallen) – vergleichbar einem Medizinprodukt – definierten und staatlich geprüften Kriterien entsprechen. Nur dann darf sie am Patienten zum Einsatz kommen. 
  • Telemedizinisch gewonnene Daten dürfen von den Krankenkassen oder Unternehmen grundsätzlich nicht zugänglich gemacht werden, es sei denn, der gesundheitliche Schutz des Patienten oder die Abwehr von gefahren für die bevölkerung machen dies erforderlich. Gesammelte Daten müssen so weit wie möglich anonymisiert werden.

Bereitstellung der technischen Voraussetzungen

  • Die Voraussetzung einer patientenzentrierten telemedizinischen Behandlung und Versorgung ist eine schnelle und zuverlässige Internetverbindung. Gerade auf dem Land gibt es hier noch große Defizite, die durch einen beschleunigten Netzausbau abzustellen sind.
  • Mittelfristig ist unser Ziel, dass alle medizinischen Daten, die im Laufe der Diagnostik, der Patientenbehandlung und -compliance erhoben werden, für dem behandelnden Arzt durch eine einheitlichen medizinischen Kommunikationsstandard für medizinische Daten leitliniengerecht aufbereitet werden.
  • Krankenhäuser sind zu „smart hospitals“ (digital voll vernetze Krankenhäuser) weiterzuentwickeln und auszubauen. Wichtig ist dabei, dass die dafür nötigen Investitionskosten vom Bund getragen werden – die duale Finanzierung ist hier durch einen „Innovationsfond Smart Hospitals“ zu ergänzen.
§2 Dezentralisierung


Um die Versorgung im ländlichen Raum weiter zu verbessern, ist es neben der digitalen Vernetzung wichtig, für alle Patienten weiterhin den physischen Zugang zum Gesundheitswesen – auch in der unmittelbaren Wohnumgebung – aufrechtzuerhalten bzw. dort, wo er bereits nicht mehr vorhanden ist, wiederaufzubauen.

Dieses Ziel kann aber nicht dadurch erreicht werden, eine flächendeckende stationäre Versorgungsstruktur aufzubauen. Die geringen Patientenzahlen würden in diesen Einrichtungen dazu führen, dass die Behandlungsqualität abnimmt und gleichzeitig die relativen Kosten steigen. Weder aus Patienten- noch aus Kostensicht wäre daher ein Ausbau des stationären Sektors sinnvoll. Viel eher wollen wir die Versorgungslandschaft weiter dezentralisieren. Konkret fordern wir:

  • Ausbau des Konzepts der „Gemeindeschwester“. Hierbei handelt es sich um eine Pflegefachkraft, die eine Zusatzqualifikation zur „Gemeindeschwester“ erworben hat. Ihr wird ein Gebiet zugewiesen, indem sie Patientenbesuche abstattet und grundlegende medizinische Leistungen – auch ohne Beisein eines Arztes – erbringen darf. Zudem soll sie befähigt werden, selbstständig Überweisungen an Fachärzte auszustellen.
  • Grundsätzlich unterstützen wir den Abbau überschüssiger Bettenkapazitäten in Sachsen-Anhalt auch unter Inkaufnahme der Schließung weiterer kleinerer Krankenhäuser. Trotzdem muss weiterhin gelten, dass jeder Patient im Notfall einen möglichst schnellen Zugang zu intensivmedizinischen Behandlungsangeboten hat. Die Notfallversorgung ist aktuell immer an Krankenhäuser angeschlossen. Diese Einheit ist aufzubrechen. Daher fordern wir die Einrichtung von dezentralen Rettungsstationen nach dem amerikanischen System der „Emergency rooms“. Es handelt sich dabei um eine aus einem Krankenhaus ausgegliederte erweiterte Notaufnahme, die in einem dünn besiedelten Gebiet eingerichtet wird. Hier soll eine erste Triage der Patienten stattfinden und je nach Dringlichkeit eine Überführung in das stationäre oder ambulante Versorgungssystem. Zudem kann hier eine erste Notfallversorgung stattfinden. Schwerste Notfälle sollen weiterhin direkt in eines der Maximalversorgenden Krankenhäuser gelangen. Langfristig sollte die Notfallversorgung zu einem intermediären Sektor zwischen ambulanter und stationärer Versorgung weiterentwickelt werden. Dies muss sich auch in einer gesonderten und ggf. weniger fallzahlabhängigen Finanzierung widerspiegeln.
  • Wir streben den Aufbau einer mobilen Versorgung an. Dabei handelt es sich um (Fach-)Arztpraxen in LKWs, Busse oder Anhängern, mit denen Ärzte über das Land fahren und medizinische Leistungen erbringen.
  • Die Ausstattung dieser Gefährte darf in Qualität und Umfang der einer regulären Arztpraxis nicht untergeordnet sein. Die Fahrpläne dieser mobilen Einheiten müssen durch die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen-Anhalt geplant und kommuniziert werden. Für die Ärzte, die sich dafür entscheiden, in mobilen Praxen zu behandeln, soll ein eigener Vergütungsschlüssel entwickelt werden, der deren Kosten für die Praxis, die Fahrkosten und den Unterhalt berücksichtigt.
  • Ärzte, die bereits eine eigene Praxis besitzen, sollen die Möglichkeit bekommen, parallel eine mobile Praxis zu betreiben. Sie bekommen dadurch die Möglichkeit, auf dem Lande an ausgewählten Tagen/Wochen medizinische Versorgung anzubieten, ohne selbst auf dem Lande leben oder praktizieren zu müssen.

 

Vernetzt denken!

Digitalisierung und Dezentralisierung sind nicht als zwei getrennte Säulen, sondern als Einheit zu verstehen. Das bedeutet, dass alle neuen Versorgungsstrukturen von Beginn an telemedizinisch zu integrieren sind.

 

§3 Mobilisierung


Neben Dezentralisierung und Digitalisierung bedarf es auch einer Stärkung der Mobilität der Ärzte und Patienten. Dazu benötigt es ein Bündel verschiedenster Maßnahmen, die über die eigentliche Gesundheitspolitik hinausgehen:

  • Ländliche Regionen sind für junge Menschen häufig deshalb unattraktiv, weil dort kaum soziale Infrastruktur und eine nur ungenügende Anbindung an städtische Zentren vorhanden sind. Daher gilt es ländliche Regionen durch gezielte Investitionen im Bereich des Straßenausbaus, der Kinderbetreuung und des Ausbaus des ÖPNVs zu fördern.
  • Das Rotationsmodell soll bei Bedarf stärker gefördert werden. Hier werden in benachbarten Ortschaften/Landkreisen/Regionen Multifunktionspraxen eingerichtet, die für unterschiedliche fachärztliche Behandlungen geeignet sind. Diese können dann von unterschiedlichen in der Region ansässigen Fachärzten in beispielsweise wöchentlicher Rotation genutzt werden und erzielen so die Abdeckung eines deutlich größeren Gebietes.
  • Landarztstipendien sind ein wichtiger Baustein, um die zukünftige medizinische Versorgung auf dem Lande sicherzustellen. Daher sind betreffende Programme zu evauluieren und ggf. auszubauen.
  • Über die KVen soll verstärkt ein Monitoring der Ärzte und Patienten stattfinden. Im Zuge einer zunehmenden Digitalisierung und Dezentralisierung ist es wichtig, dass der Patient über eine zentrale Stelle, sich schnell und unbürokratisch darüber informieren kann, welche Ärzte, welches Fachgebietes, sich wann und wo in seiner Gegend aufhalten.

Mehrwertsteuer – einfach und gerecht!

Der Mehrwertsteuersatz ist zu vereinheitlichen. Dabei sollen jedoch Steuererhöhungen insbesondere für kleine und mittlere Einkommen vermieden werden.

Daher soll mittels einer Staffelung in 2 Schritten über 10 Jahre zunächst der aktuelle ermäßigte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent gelten, der Steuersatz von 19 Prozent sowie die dazwischen liegenden Durchschnittssteuersätze sind abzuschaffen. Eine weitere Senkung oder Abschaffung der Mehrwertsteuer soll langfristig geprüft werden.

Die hierdurch entstandenen Steuerausfälle sollen zum größten Teil durch Kürzungen im Staatshaushalt ausgeglichen werden. Zudem sollen etwaige Steuermehreinnahmen die Steuerausfälle kompensieren, sodass die meisten Haushalte im Ergebnis weniger Steuern zahlen.

Reformierung des Emissionsrechtehandels

Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt sehen in der Reduzierung von Treibhausgasen eine wichtige Herausforderung für die Zukunft, die nicht zentralplanerisch und ineffizient durch den Staat gelöst werden kann, sondern marktwirtschaftlicher Koordination und den Erfindergeist jedes Einzelnen bedarf. Dies kann aus unserer Sicht am effizientesten durch einen Handel mit Emissionszertifikaten erreicht werden. So ist, entgegen der landläufigen Auffassung, der EU-Emissionshandel ein effektives Instrument, da nach einer längeren Tiefphase wieder deutlich höhere Zertifikatspreise zu verzeichnen und in den beteiligten Sektoren eine erhebliche Senkung der Emissionen nachweisbar sind.

Dennoch besteht aus unserer Sicht Reformbedarf:

Der bestehende EU Emissionshandel soll so reformiert werden, dass andere Staaten außerhalb der EU sich diesem leichter anschließen und andere Handelssysteme besser integriert werden können. Bei zukünftigen Handelsabkommen soll ein vollständiger oder sektoraler Beitritt zum Emissionshandel zu den Bedingungen der EU gehören.

Bei der Ausgabe soll zukünftig folgendes System angewandt werden:

Der bisherige Mix aus Vergabe und Auktion an Unternehmen soll beibehalten werden. Die aktuelle Verteilung der Erlöse soll beibehalten werden.

Der Emissionshandel muss schnellstmöglich auf weitere Sektoren wie den Verkehrs-, Gebäude- und Energiesektor ausgeweitet werden. Sollte hier international oder auf europäischer Ebene kein Fortschritt erzielt werden, muss in Deutschland für diese Bereiche einen nationalen Emissionshandel einführen.

Die Möglichkeit für Anlagenbetreiber einen Teil ihrer Zertifikate durch CO²-Einsparungen in Ländern, die nicht am Emissionshandelssystem beteiligt sind, zu erwerben soll auch zukünftig erhalten bleiben. Der Bau und das Betreiben von Kernkraftwerken, sowie Senkenprojekten sollen in den Ausgleichsmechanismus mit aufgenommen werden.

Zukünftig soll es EU-Bürgern möglich sein, Zertifikate zu erwerben und diese anschließend ungenutzt verfallen zu lassen, um so die Menge an Zertifikaten als Privatperson künstlich zu verknappen.

Damit der Emissionshandel effizient funktionieren kann, müssen Markteingriffe soweit wie möglich verhindert werden. Daher lehnen wir einen Mindest- oder Maximalpreis für Zertifikate ebenso wie eine CO²-Steuer klar ab. Daneben fordern wir Versuche der Emissionssteuerung in einzelnen Sektoren in Deutschland durch staatlich geplante Maßnahmen zu beenden. Diese erreichen keine dauerhafte Senkung der Emissionen und sind in der Regel höchst ineffizient. Maßnahmen wie der Kohleausstieg sind daher wieder rückgängig zu machen. Eine Minderung der Emissionen kann und darf zukünftig nur noch über das Handelssystem erfolgen.

Günstig, umweltfreundlich, sicher – Liberale Ideen zur Stromversorgung

Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt sehen das wichtige Dreieck aus Versorgungssicherheit, Preisstabilität und Nachhaltigkeit bei der Stromversorgung aus dem Gleichgewicht gekommen. So liegt der Strompreis in Deutschland auf einem Rekordniveau und es kommt in regelmäßigen Abständen zu kritischen Situationen in der Netzinfrastruktur. Um das Dreieck wieder ins Gleichgewicht zu bringen schlagen wir eine Reihe von Reformen und Sofortmaßnahmen vor.

Echte Nachhaltigkeit kann aus unserer Sicht nur durch einen alle relevanten Sektoren umfassenden mindestens EU-weiten Emissionshandel erreicht werden. Hiervon darf Deutschland nicht durch eine planwirtschaftliche Steuerung in der Energieerzeugung abweichen. Derartige Maßnahmen erzeugen Mehrkosten für die Verbraucher und stören den Mechanismus des Emissionshandels, indem sie Emissionen an anderer Stelle vergünstigen.

Um die Strompreise zu senken und wieder freien Wettbewerb zu schaffen, muss das EEG zum nächstmöglichen Zeitpunkt abgeschafft und darf auf Neuanlagen nicht mehr angewendet werden. Für bereits bestehende Anlagen sollen garantierte Zahlungs- und Anschlusspflichten sowie die Vorrangeinspeisung noch bis zum Ende der Mindestdauer eingehalten werden und dann so schnell wie möglich auslaufen. Die noch bestehende EEG-Umlage muss wie alle anderen staatlichen Umlagen auf den Strompreis umgehend steuerbefreit und nicht weiter in die Mehrwertsteuer eingepreist werden.

  1. Bis zum Auslaufen der EEG-Umlage sollen alle Verbraucher zur Zahlung verpflichtet werden.
  2. Die bestehenden Regelungen zur Zahlungsbefreiung von Großverbrauchern sollen bestehen bleiben.
  3. Die bestehenden Regelungen zur Zahlungsbefreiung von Großverbrauchern sollen bestehen bleiben, es muss aber genaue Prüfung der Berechtigung, insbesondere in Bezug auf internationale Wettbewerbsfähigkeit, erfolgen

Zusätzlich fordern wir, den größten Teil der Abgaben und Umlagen auf den Strompreis ebenfalls wieder abzuschaffen. Dazu gehören die:

  • Abschaffung der Stromsteuer
  • Anwendung des reduzierten Mehrwertsteuersatzes von sieben Prozent auf Strom.
  • Auslaufen der Offshore-Haftungsumlage. Anlagenbetreiber sollen zukünftig die Kosten für den Anschluss ihrer Anlage an das Stromnetz selbst tragen.
  • Auslaufen der KWKG-Umlage. Wie bei der EEG-Umlage, sollen hier nur noch bestehende Verpflichtungen erfüllt werden.


Um Versorgungssicherheit und Preisstabilität wieder herzustellen fordern wir eine Liberalisierung des deutschen Strommarktes. Zukünftig müssen alle Formen der Energiegewinnung zugelassen werden, solange sie keine absolut unvertretbaren Gefahren für die Bevölkerung, Umwelt oder Versorgungssicherheit darstellen.
Gleichzeitig sollen alle Subventionen mittelfristig auf ein einheitliches niedriges Niveau gesenkt und langfristig abgeschafft werden. Bis dahin sollen bereits bestehende Anlagen gleichrangig, entsprechend ihrer Stromerzeugung gefördert werden. Neue Technologien können im Rahmen einer erweiterten Forschungsförderung aber auch zukünftig in einem zeitlich begrenzt stärker gefördert werden. Parallel dazu müssen die negativen externen Effekte, die beim Anlagenauf- und rückbau, der Stromproduktion sowie der Lagerung von Abfallprodukten entstehen entsprechend bepreist werden. Beispielsweise bei Braunkohle die Renaturierung, bei der Windkraft der Anlagenrückbau, sowie bei der Kernkraft die Lagerung der Brennelemente. Hierfür sollen Anlagenbetreiber entsprechende Fonds auflegen. Ist dies nicht möglich oder unpraktikabel, sollen anfallende Kosten direkt als Gebühr beim Anlagenbetreiber erhoben werden und dürfen nicht über Stromrechnung auf alle Endkunden verteilt werden. Dazu gehört auch, dass Betreiber von Anlagen mit einer stark fluktuierenden Einspeisung finanziell an der Schaffung von negativer und positiver Regelleistung zur Netzstabilisierung beteiligt werden müssen. Dazu zählen unter anderem der Bau von Zwischenspeichern, die Beteiligung an den Kosten für Bereitstellung von Regelleistung durch Gaskraftwerke und der notwendige Umbau der Stromnetze.
Die Jungen Liberalen sprechen sich klar für staatliche Neutralität und Technologieoffenheit bei der Stromproduktion aus. Hierfür müssen neben den oben genannten allgemeinen auch energieträgerspezifische Maßnahmen getroffen werden.

 

Kernkraft:

Aufhebung des generellen Betriebs- und Bauverbots sowie eine Abkehr von der Endlagersuche. Stattdessen soll eine realistischere Zwischenlagersuche betrieben werden, die sich an Zeitrahmen von mehreren hundert Jahren orientiert. Hierfür sollen auch Orte im Ausland in Betracht kommen, wenn eine Einhaltung der Sicherheit und Umweltstandards garantiert ist.

Kohlekraft:

Abkehr vom staatlich geplanten Kohleausstieg. Dieser hat nur minimal positive Auswirkungen auf den Klimaschutz, führt aber zu starken gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Verwerfungen. Eine Regulierung der CO2 Emissionen findet nur noch über den Zertifikate Handel statt.

 

Wasserstoff:

Diese zukunftsrelevante Technologie soll als „Hydrogen-Valley fester Bestandteil der regionalen Industriekultur im traditionsreichen Mitteldeutschen Chemiedreieck etablieren. Dieses soll Ausgangspunkt und Forschungszentrum einer bundesweiten Wasserstoffwirtschaft werden.

 

Pumpspeicherkraftwerke:

Wir fordern ein Planungsbeschleunigungsgesetz für Pumpspeicherkraftwerke.

Wahlfreiheit für Beamte im Gesundheitssystem

Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt fordern, dass auch Beamten durch den Dienstherrn der Arbeitgeberanteil am Beitrag zur gesetzlichen Krankenkasse finanziert wird. Dies ist optional zum Angebot der Beihilfe für eine private Krankenversicherung bereitzustellen, ohne das Beihilfesystem abzuschaffen.

Schäuble statt Silbereisen – Mehr Parlamentsdebatten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk

Die Jungen Liberalen Sachsen-Anhalt fordern die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten dazu auf, verstärkt aktuell gesellschaftlich relevante Debatten aus dem Bundestag, sowie aus dem EU- und den Länderparlamenten zu übertragen. Die Debatten sollen auf attraktiven Sendeplätzen ausgestrahlt werden und können gegebenenfalls durch Hintergrundinformationen und Kommentare ergänzt werden.

Für diese Forderung sollen sich auch die liberalen Vertreter in den Rundfunkräten einsetzen.

Wasserstoff made in Sachsen-Anhalt: Chemie mit Tradition und Zukunft

Besonders den Regionen, deren bisherige Existenzgrundlage die Braunkohleindustrie war, muss auf Entscheidungen im Sinn der Klimapolitik mit der einhergehenden sozialen, gesellschaftlichen Verantwortung begegnet und eine realistische Perspektive angeboten werden. Gerade weil die vor Ort tätigen Energiekonzerne ihren Umbauprozess hin zu einem auch zukünftig ökonomisch und ökologisch tragfähigen Geschäftsmodell verschlafen haben.

Wir Junge liberale haben die sogenannte „Wasserstoffwirtschaft“ als ein mögliches nachhaltiges Konzept erkannt. Als Wasserstoffwirtschaft wird im Allgemeinen eine ganzheitliche Sektorenkopplung von Energie, Mobilität und Industrie verstanden. Das Konzept sieht im Groben vor, überschüssigen, regenerativ erzeugten Strom mittels Elektrolyseverfahren in Wasserstoff umzuwandeln und diesen dann in den einzelnen Sektoren auf unterschiedliche Weise zu verwenden. Die Wasserstoffwirtschaft hat aus unserer Sicht das Potenzial zu mehreren aktuellen Themengebieten eine politische Lösung zu liefern:

Um die oben genannten Punkte umsetzen zu können, müssen von staatlicher Seite her die strukturellen und planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen werden. Dazu zählen zum einen die Anschlüsse an das Gas- und Elektrizitätsnetz sowie der Ausbau des lokalen Schienen- und Kommunikationsnetzes. Auf der anderen Seite müssen die planungsrechtlichen Maßnahmen für den Umbau der Kohleförderregionen unter deren aktuellen Status berücksichtigt werden. Das bedeutet, bevor die naturschutzrechtliche Umwandlung in eine Rekultivierungszone mit Schutzstatus stattgefunden hat.

1. Energiewirtschaft – Fehlende Flexibilisierung:

  • Wasserstoff gilt in Fachkreisen als Energieträger der Zukunft
  • im Vergleich hat Wasserstoff mit 33,3 kWh/kg die größte stoffliche Energiedichte (bspw. Erdgas: 13,9 kWh/kg; Benzin: 11,3 kWh/kg; Li-Ionen-Batterie: 0,2 kWh/kg)
  • als Speichermedium ist es in Druckbehältern gut lager- und transportierbar
  • die Wasserelektrolyse als eine mögliche Produktionsart kann genutzt werden, um überschüssige Energie aus regenerativen Energiequellen sinnvoll zu speichern
  • beim Betrieb einer Brennstoffzelle werden sowohl elektrische Energie als auch Wärme freigesetzt

2. Mobilität – Emissionen und fehlende Alltagstauglichkeit:

  • in Deutschland ist der Mobilität-Sektor nach der Energiewirtschaft der zweitgrößte Treibhausgasemittent
  • in allen anderen Sektoren konnten bisher deutliche Energie- und damit auch Treibhausgasreduzierungen vorgenommen werden. Einzig in der Mobilität ist bisher kaum Einsparungspotenzial genutzt worden
  • Brennstoffzellenfahrzeuge im Individual-, Personennah- und Regionalverkehr (Auto, Bus, Schiene) könnten als Form der Elektromobilität deutliche Reduktionseffekte hervorbringen
  • Brennstoffzellen-PKW können innerhalb von 5 Minuten an einer Tankstelle betankt werden und haben eine Reichweite bis zu 750 km

3. Industrie – Zu teure Technik:

  • Wasserstoff ist schon heute ein wichtiger Grundstoff für viele chemische Prozesse:
    • Darunter bekannte Prozesse, wie die Hydrierung in der Lebensmittelindustrie, die Verwendung als Reduktionsmittel in der Metallproduktion oder als Kühlmittel
    • aber auch innovative Prozesse, wie die Herstellung von synthetischen Kohlenwasserstoffen unter Verwendung von aus der Industrie- und Energieprozessen stammenden CO2. Endprodukte hier können synthetische Treibstoffe, „grünes“ Methan, „grünes“ Plastik oder Kunstdünger sein.
  • Derzeit werden jedoch große Mengen Wasserstoff als Neben- bzw. „Abfall“-Produkt der chemischen Industrie ohne ökonomische Weiterverwendung einfach in die Luft entlassen. Doch diese Mengen könnten den perspektivischen Bedarf ohnehin nicht decken.
  • Fachkreise gehen davon aus, dass alleine für Deutschland bis zum Jahr 2050 ein erheblicher Ausbau an installierter Elektrolysekapazität im zweistelligen Gigawattbereich stattfinden wird. Durch eine höhere Nachfrage und Skaleneffekte einer großvolumigen Produktion können die Anschaffungskosten deutlich gesenkt werden. Das einhergehende Potenzial neue und zukunftssichere Arbeitsplätze anzusiedeln besteht in jedem Fall.

4. Umwelt – Luft, Lärm und Ressourcen.

Unter ökologischen Gesichtspunkten macht die sektorenübergreifende Verwendung von Wasserstoff und Brennstoffzellen in mehrfacher Hinsicht Sinn:

  • Bei der Energiegewinnung aus Wasserstoff entsteht nur Wasserdampf, welcher als Wasser in die Umgebung abgelassen wird
  • Brennstoffzellen erzeugen im Vergleich zu Verbrennungsmotoren eine kaum nennenswerte Geräuschkulisse
  • Brennstoffzellenfahrzeuge filtern Schmutzpartikel (u.a. auch Ruß und Feinstaub) aus der Luft, die sie für den Umwandlungsprozess benötigen
  • Für den Bau einer Elektrolyse-Brennstoffzellen-Einheit werden weniger kritische Rohstoffe benötigt als dies bei batterieelektrischen Fahrzeugen der Fall ist

 

Wir als Junge Liberale in Sachsen-Anhalt wollen uns deshalb das Ziel setzen, diese zukunftsrelevante Technologie als festen Bestandteil der regionalen Industriekultur zu etablieren und ein „Hydrogen-Valley“ anzusiedeln. Dafür müssen aus unserer Sicht die Voraussetzungen geschaffen werden, um

  1. neue Maschinenbaufirmen für Elektrolyseure, Brennstoffzellen und Fahrzeugbauer (für PKW, LKW und Schienenfahrzeuge) gerade in denen vom Strukturwandel betroffenen Gebieten anzusiedeln,
  2. das traditionsreiche Mitteldeutsche Chemiedreieck, mit dem jetzt schon längsten deutschen Wasserstoffnetz, zum Ausgangspunkt und Forschungszentrum einer bundesweiten Wasserstoffwirtschaft zu machen sowie
  3. eine Startup-Kultur für neue Unternehmen im Bereich der Entwicklung von Serviceleistungen und Technologieweiterentwicklung im Sinn der Sektorenkopplung zu etablieren.