Kommentar: Kurze Wege für kurze Beine

von Konstantin Pott

Das Bildungsministerium möchte weitere Schulschließungen ab dem Jahr 2022 verhindern. Das ist erst einmal löblich, allerdings auch überfällig. Bereits heute haben in ländlichen Regionen Schüler zum Teil enorm weite Schulwege. Hier hätte das Bildungsministerium bereits deutlich früher aktiv werden müssen. Dies ist vor allem für Schüler aus der Unterstufe ein Problem, da man diesen nicht zumuten darf, Schulwege von 45 Minuten oder mehr eigenständig zurückzulegen. Dort kommt es deshalb entweder zu einer enormen Mehrbelastung von Eltern oder einem auch zeitlich langen Schulweg für Schüler. Das dieser Letztere zusätzlich auch körperlich mitnimmt, wodurch die Konzentrationsfähigkeit nachlässt, ist ein weiterer unerfreulicher Effekt.

Natürlich muss für Schulen auch eine gewissen Zahl an Schülern vorhanden sein. Deshalb benötigt der ländliche Raum ein Update, um wieder mehr junge Familien anzulocken. Dies kann durch mehrere Maßnahmen geschaffen werden. Hierzu gehören eine gute Infrastruktur, ausreichend Arbeitsplätze und deshalb auch genug Wirtschaftsunternehmen und zu guter Letzt Freizeitmöglichkeiten. Eine kulturelle Teilhabe muss auch außerhalb der Städte möglich sein.

Aber auch die Tatsache, dass der Bedarf an Lehrern in den letzten Jahren wieder gestiegen ist, zeigt auf, dass mehr Schulen und nicht weniger von Nöten sind, denn auch die Zahl der Schülerinnen und Schüler ist in den letzten Jahren gestiegen. Wenn nun der aktuelle Lehrermangel in Sachsen-Anhalt ebenfalls beachtet wird, wird die Entwicklung noch kritischer. Denn daraus ergeben sich größere Klassen, eine höhere Belastung für Lehrer und schlussendlich eine schlechtere Bildung für das Individuum.

Wenn Sachsen-Anhalt in Zukunft, wie es das Land ja auch selber verkauft, „modern denken“ möchte, benötigen wir Innovationen. Diese können aber nur durch gut ausgebildete Menschen erreicht werden. Dafür muss der Spaß am Lernen bereits früh vermittelt werden. Durch lange Schulwege und große Klassen wird dies aber nicht erreicht, geschweige denn eine gute individuelle Förderung von Talenten.